Vorneweg: In diesem Beitrag geht es nicht darum, dass bei einer Prüfung etwas schief lief und die Kinder zurück an die Regelschule müssen. Wenn Du Informationen darüber suchst, bist Du hier leider falsch gelandet 😉
Möchtest Du wissen, wie der Übergang vom häuslichen Unterricht in eine weiterführende Schule funktionierte, dann bist Du hier richtig =)
Heute geht es darum, wie es für Mad Max war, nach 5 Jahren Homeschooling, eine weiterführende Schule zu besuchen. Das erste Semester des laufenden Schuljahres ist vorüber und ich möchte Dir einfach berichten (mit seiner Erlaubnis), wie es bis jetzt läuft.
Darüber berichte ich Dir:
Fragen, die die Allgemeinheit – und mich – beschäftigen
Sehr oft wurde und werde ich gefragt, ob im häuslichen Unterricht genügend auf das Leben außerhalb unseres kleinen Universums vorbereitet werden kann.
Es fehlen soziale Kontakte, es fehlen Struktur und Rhythmus. Es fehlt, dass man nicht jeden leiden kann und auch nicht von jeden gemocht wird. Es fehlt Druck und unter diesem Leistung zu bringen. Es fehlt, dass man Dinge erledigen muss, die man eigentlich nicht erledigen will. – (Ich bin mir nicht sicher, ob das Fehlen gewisser Dinge tatsächlich ein Nachteil ist…)
Ja, bis auf die Punkte mit den Kontakten und den unliebsamen Dingen, waren das natürlich auch meine Bedenken. Wie wird es werden, wenn die Kinder mit den Pflichtjahren fertig sind und plötzlich in der Welt zurecht kommen müssen?
Mit unterschiedlichen Menschen und Meinungen zurecht kommen müssen? Mit einem Rhythmus zurecht kommen müssen, der nicht dem ihrigen entspricht?
Ich bin ehrlich, ich habe mich da die ganzen Jahre tatsächlich verunsichern lassen.
Wie wird es in der Schule laufen?
Als klar war, dass Mad Max eine weiterführende Schule besuchen möchte, war ich auf der einen Seite wahnsinnig stolz auf ihn. Und auf mich. Angst vor Schule gab es nicht mehr. Die konnte ich ihm fast ganz nehmen. Auf der anderen Seite beschäftigten mich ebendiese Fragen.
Habe ich ihn gut vorbereitet auf das raue Pflaster da draußen? Und seien wir mal ehrlich, es ist rau. Machst Du auch nur eine Kleinigkeit anders als die Masse, bist Du ganz schnell am Rande der Gesellschaft stehend.
Also wie wird er wohl von der Lehrerschaft angenommen? Wie werden die Schüler auf ihn reagieren?
Häuslicher Unterricht ist nun wirklich kein Standard. Die Meinungen über uns Familien, die diesen Weg gehen, sind auch nicht gerade die Besten.
Aber: diese Bedenken und Befürchtungen wurden ganz schnell leiser. Denn schon beim Schnuppern in seiner Wunschschule kam Mad Max gut an. Bei Lehrenden und Schülern. Er ist interessant. Denn er ist eben nicht den herkömmlichen, bekannten Weg gegangen.
Der erste Schultag – erster Anruf
Dann war er da, der erste Schultag.
Am Tag zuvor brachten wir Mad Max ins Internat. Ab diesem Zeitpunkt war er auf sich alleine gestellt. Ich musste ab jetzt darauf vertrauen, dass es läuft. Er wird seinen Weg gehen und er wird sich dabei nicht unterkriegen lassen. Er wird stark genug sein, um mit Gegenwind umgehen zu können. Hoffte ich.
Ich saß zuhause. Wie auf Nadeln. Nervös ohne Ende. Und dann… plötzlich… läutete das Telefon. Mad Max. Mein Gedanke in dem Moment? „Oh nein…das ging ja schnell“
Doch es stellte sich heraus: „Mama, ich habe ein paar Dinge vergessen. Die müsstet ihr mir heute noch nachbringen.“ Und wie lief der erste Tag sonst so? Kurzfassung: fantastisch.
Die Zeit verstrich. Die erste Woche war rum. Mad Max kam glücklich nachhause und freute sich bei der Ankunft bereits auf die Abreise. Er hatte eine tolle Zeit. Lehrer nett, Schüler nett, Internat nett. Alle nett. Alle neugierig. Alle wollen Mad Max näher kennen lernen. Es ist halt interessant gerade weil wir anders leben.
Elternnachmittag für Neuzugänge
Ein paar Wochen nach Schulanfang wurde ein Elternnachmittag für die Neuzugänge veranstaltet. Der beste Ehemann von allen und ich fuhren hin. Wir waren gespannt, was wir alles erfahren würden. Und ich würde die Gelegenheit nutzen, und nachfragen, wie gut sich unser Sohn nach 5 Jahren häuslichen Unterrichts einfügt.
Was soll ich sagen? Das Gespräch mit seiner Klassenvorständin war sehr erhellend und aufbauend. Es war wertschätzend unserem alternativen Weg gegenüber. Sie hatte so viel Lob für Mad Max und für uns übrig. Durchweg sind alle begeistert, wie toll alles lief.
„Mad Max ist eine Bereicherung für unsere Klasse“, war einer dieser wundervollen Aussagen. Balsam für meine – durch den Fleischwolf gedrehte – Mamaseele. „Als ich Mad Max beim Schnuppern kennenlernte, wusste ich, den mag ich in meiner Klasse haben“, war eine andere – sehr positive – Aussage.
Insgesamt durfte ich feststellen, dass die gewählte Schule von einem sehr netten, wertschätzendem Team geleitet wird. Ein Team, dass Dir (Eltern und Schülern), auf Augenhöhe begegnet. Ich finde, viele Schulen können sich da auf jeden Fall eine große, dicke Scheibe abschneiden =)
Das erste Semester in der Schule nach 5 Jahren Homeschooling – Zusammenfassung
Nun ist das erste Semester schon wieder vorbei. Zusammenfassend kann ich sagen:
- Mad Max hat kein Problem damit, sich dem Rhythmus anzupassen. Es ist zwar nicht seiner, aber er möchte diese Schule unbedingt durchziehen, also gibt er jeden Tag sein Bestes.
- Dass unliebsame Dinge erledigt gehören, weiß er auch aus dem häuslichen Unterricht. Immerhin macht nicht jedes Fach Spaß und trifft die eigenen Interessen auf den Punkt. Damit kommt er zurecht wie eh und je.
- Er kommt mit allen Leuten um ihn herum gut aus. Die Welt ist bunt und jeder tickt auf seine eigene Art. Toleranz schreibt er groß und macht klar: „Wenn Du meine Grenzen respektierst, dann respektiere ich auch Deine. Tritt mir nicht zu nahe und wir können zumindest gut zusammen arbeiten.“
- Mit Druck – und unter diesem Leistung bringen – kommt er genauso gut oder schlecht klar, wie die Schüler, die die Regelschule besuchten.
- Nach 5 Jahren häuslichen Unterrichts weiß er genau, wie er lernen muss, damit auch schwierige oder langweilige Stoffgebiete erfasst und gemerkt werden.
Der Übergang vom häuslichen Unterricht an eine weiterführende Schule, mit Stundenplan, Tests, Schularbeiten und Hausaufgaben, war leichter, als uns Familien, mit dem alternativen Bildungsweg, ständig klar gemacht werden will. Und wieder bestätigte sich für mich persönlich:
Häuslicher Unterricht hat durchaus seine Nachteile, aber die Vorteile überwiegen. Die Kinder lernen so viel mehr fürs Leben, als es in der Schule möglich ist. Gerade weil es anders läuft. Die Kinder können, dürfen, wollen und sollen sogar in ihrem Tempo zu verantwortungsvollen, reifen, selbstständigen Jugendlichen heranwachsen.
Sie haben die nötige Zeit zur persönlichen Entfaltung. Ich könnte hier jetzt ewig weiterschreiben, aber dann wir der Beitrag
- zu lang und
- am Thema vorbei =)
Denn es soll hier und heute nicht über die Vorteile des häuslichen Unterrichts berichtet werden 😉
Fazit
Ob und wie positiv eine Schule auf einen Jugendlichen aus dem häuslichen Unterricht reagiert, steht in den Sternen. Wir durften glücklicherweise sehr positive Erfahrungen machen.
Was ich Dir mit diesem Beitrag sagen möchte, lass‘ sie reden. Geh Deinen alternativen Bildungsweg mit Deinen Kindern. Es ist eine sehr wundervolle Zeit. All die negativen Auswirkungen, die uns andere verklickern wollen, bleiben aus.
Bereite Deine Kinder so gut es geht auf das raue Pflaster vor. Sei offen und lebe es auch vor. Sie werden ihren Weg finden und ihn auch mit Leidenschaft beschreiten. Gerade weil sie sich bei Dir frei entfalten dürfen. Ja, zum Leben gehören auch doofe Dinge und doofe Menschen. Aber das lernen sie und sie werden das schon schaffen. Denn nach den Pflichtjahren sind sie auf jeden Fall für das Leben außerhalb der Schutzzone bereit.
Denn sie durften reifen. Bei Dir.
Möchtest Du über Deine Erfahrungen berichten? In der Kommentarsektion oder als Gastbeitrag?
Ich freue mich schon jetzt auf dein Kommentar,
Babsi, die Chaosbloggerin aus dem Sumpf
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