Mama traurig
Familienleben

Mama, warum bist du traurig?

Wie versprochen erzähle ich heute, warum es hier so still war. Ein Beitrag, der schon länger hier schlummert. Doch jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, ihn in die Welt hinaus zu lassen.

Immer schon nachdenklich

Schon als Kind war ich eher vom nachdenklichen Schlag. Viele Dinge sind mir durch den Kopf gegangen und viele Gedanken habe ich mir über Sachen gemacht, über die ich mir keine machen hätte müssen.

Introvertiert, schüchtern, still, tagträumend … alles Beschreibungen, die passen. Das machte mich wohl zum Außenseiter. Oder die Tatsache, dass wir aus Wien waren und ins ach so nette Waldviertel gezogen sind. Denn ab dem Moment, in dem ich in die Schule ging …

Mobbing stand an der Tagesordnung

Die Tage waren die Hölle. Diese Tage, die zur Hölle wurden, gab es acht Jahre lang. Acht Jahre, in denen mir täglich gesagt wurde, ich wäre nicht gut, nicht schön, einfach nur blöd und ich hätte es nicht verdient, zu leben. Meine Mitschüler redeten mir ein, dass mich meine Eltern nicht lieben würden, denn täten sie das, hätten sie mir nach der Geburt schon den Gnadenschuss gegeben. Denn eine Kreatur wie ich, die dürfe es nicht geben.

Ich hielt das aus …

Ich versuchte stark zu sein. Ihnen ins Gesicht zu lächeln und so zu tun, als ginge mir das am Arsch vorbei. Jeden Tag. Manchmal war ich dann doch nicht stark genug. An diesen Tagen hatte ich Bauchschmerzen, Übelkeit, Kopfweh … einfach alles, das meine Mama dazu brachte, mich krank feiern zu lassen.

Irgendwann allerdings war es mir zu viel. Und ich ging nicht mehr in diese Schule und drohte meiner Mam, wenn ich da noch einen weiteren Tag hin müsste, dann komme ich nicht mehr nachhause.

An diesem Tag, an dem ich einfach nicht mehr mitmachte, entschloss meine Mama, trotz aller Hürden, die auf sie zukamen, mich die Schule wechseln zu lassen.

Es wurde ein wenig besser …

Ich schloss die Pflichtschule mit einer Klasse ab, die schöner nicht hätte sein können. Denn ich wurde in Ruhe gelassen. Nicht nur das, ich wurde mit offenen Armen empfangen. Da wurde niemand gehänselt und gemobbt schon gar nicht. Wir waren ein Haufen von Kindern, wir hätten unterschiedlicher nicht sein können. Da war einer, der hatte ADHS, ein Mädel mit einer leichten Form des Down-Syndroms, zwei Burschen, die zufällig auch aus Wien waren und noch ein paar andere Exoten.

Doch das dauerte nicht lange, denn ich war im letzten Jahr und wechselte kurz vor den Semesterferien.

Noch mal die Schule gewechselt

Ich besuchte dann eine höhere Schule und da war ich jedem egal. Auch nicht schön, denn ich hatte nie jemanden zum Reden. Oft fühlte ich mich einfach nur alleine.

Was hat das mit der Stille am Blog zu tun?

Diese und noch viele, unschöne Erfahrungen machten aus mir eine sehr zerbrechliche Persönlichkeit. Ich bin nicht nur nachdenklich. Ich versinke in mir und all den schauderhaften Dingen. Ich höre die Stimmen, die mir jeden Tag erzählen, dass ich eine miese Mama bin und ich habe es nicht verdient, Mama zu sein. Stimmen, die mir jeden Tag erzählen, dass alles, was ich mache, auf gut wienerisch ein Schaß ist. ICH BIN NICHT GUT GENUG!

Nicht gut als Tochter, nicht gut als Schwester, nicht gut als Freundin, nicht gut als Ehefrau und als Mutter eine komplette Versagerin. Ich bin nicht gut genug für diesen Blog und nicht gut genug für dich.

Mein Doktor und ich

Anfang 2018 war ich wieder in dieser Phase. Zusätzlich redete ich mir ein, dass ich Weihnachten 2018 nicht mehr erleben werde, denn bis dahin werde ich gestorben sein.

Mein Arzt, der für mich ganz neu war, hatte das sofort durchblickt. OK, nicht sofort, aber nach der dritten, eingebildeten, schweren, todbringenden Krankheit. Und er wollte mir helfen. Er schrieb mir etwas auf, das ich mal versuchen könnte, um wieder auf Spur zu kommen.

Mama, warum bist du traurig?

Eines Tages zog ich mich zurück. Versank wieder einmal in meine Gedanken. Verbot mir die ganze Zeit zu schreiben, denn ich bin ja schließlich nicht gut genug. Immer weiter sank ich und da hörte ich plötzlich die sanfte, zarte Stimme meines Mupfels: „Mama, warum bist du traurig? Habe ich was getan?“

Und da wusste ich, es muss sich etwas ändern. Grundlegend. Es ist meinen Kindern gegenüber tatsächlich verantwortungslos und egoistisch, so zu sein. Da habe ich sie nun wirklich nicht verdient. Und sie sind so arm neben mir, wenn sie denken, es könnte auch nur ansatzweise ihre Schuld sein, dass ich bin, wie ich bin.

Also nahm ich die Medizin, die mich wieder auf Spur bringen sollte. Aber noch viel wichtiger, ich gab mir und meiner Seele die nötige Zeit. Zeit zu trauern, Zeit, durchzudrehen, Zeit, sich wieder aufzuraffen, hinzufallen, um sich dann wie der Phönix aus der Asche zu erheben. All diese Zeit habe ich mir gegeben. Und deswegen war es hier so still.

Hilfe annehmen

Das fällt schwer, das weiß ich. Doch nimm Hilfe an, wenn sie kommt. Egal, in welcher Form sie kommt. Meine kam in Form eines völlig neuen Arztes, den ich noch nicht einmal so ganz über den Weg traute. Augen zu und durch. Schlimmer kann es ja eigentlich eh nicht mehr werden.

Und ich bin ihm so dankbar, dass er die ganze Zeit für mich da war. Sich Zeit nahm und so geduldig jeden Scheiß mit mir mitmachte. Das ist nicht mehr selbstverständlich. Landärzte haben es nicht leicht (aber das ist eine andere Geschichte).

Wie geht es weiter

Nun, da ich wieder so halbwegs bei Sinnen bin … so halbwegs … wirst du in Zukunft wieder mehr von mir lesen.

Und da das letzte Jahr Spuren hinterlassen hat, vor allem auf den Hüften, wird es hier bald eine Kategorie geben, die sich um Gesundheit und Fitness dreht und wie man das als Mama am besten in den eigenen Alltag hineinbekommt.

Ich freue mich auf ein weiteres Blogjahr mit dir und danke dir, dass du noch immer mit dabei bist 🙂

Wir lesen uns =),
Babsi, die Chaosbloggerin aus dem Sumpf


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